Modernes Management braucht pragmatische Ansätze: Prof. Dr. Dresselhaus berichtet aus drei Jahrzehnten Management-Erfahrung
Welchen Herausforderungen wird eine angehende Führungskraft in seiner/ ihrer Karriere aller Wahrscheinlichkeit nach begegnen? Welche Anforderungen ergeben sich hieraus seine/ ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen? Diese und weitere Themen wurden innerhalb eines Gastvortrags am Fachbereich „Produktion und Wirtschaft“ vor ca. 200 Personen großem Auditorium adressiert. Unter dem Motto „Praktiker vor Ort“ referierte Prof. Dr. Dieter Dresselhaus aus seiner fast drei Jahrzehnte umfassenden Erfahrung als geschäftsführender Gesellschafter der Holter Regelarmaturen GmbH & Co. KG (HORA).
„Mit Prof. Dr. Dresselhaus haben wir einen absoluten Spitzenreferenten für die praxisnahe Wissensvermittlung gewinnen können. Herr Dresselhaus versteht es, durch seine Erfahrung, seine Expertise und seinen lebhaften Vortragsstil sein Wissen kurzweilig zu vermitteln“, resümiert Prof. Christian Faupel.
Nach einer kurzen Unternehmensvorstellung, stieg Dresselhaus gleich thematisch in die Vor- und Nachteile eines international aufgestellten Unternehmens ein. Trotz der Vorteile, die internationale Produktionsstandorte mit sich bringen, beispielsweise im Bereich der niedrigen Löhne, setze HORA kontinuierlich auf seinen einzigen Standort im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock. Kontinuität sei gleichzusetzen mit Stillstand, so Dresselhaus. Als er erkannte, dass sein Unternehmen mit zwei unterschiedlichen Produktgruppen unterschiedliche Märkte und Kunden ansprach, reagierte er. Getreu dem Motto von Chandler „Structure follows Strategy“ teilte er das Unternehmen in zwei Geschäftsbereiche mit jeweils eigener Fertigung, eigenem Vertrieb und eigener Konstruktion auf.
Ein wichtiges Entwicklungsmerkmal eines jeden Unternehmens im puncto Wettbewerbsfähigkeit sieht Dresselhaus die Personalauswahl: „Zu oft ist der richtige Mitarbeiter auf der falschen Stelle. Fachlich können Sie die Leute dahin entwickeln, wo sie diese haben wollen. Der Bottleneck ist die Persönlichkeitsentwicklung. Diese ist bei dem Alter, ab dem wir von einer Führungskraft sprechen, bereits abgeschlossen. Sie müssen daher viel stärker darauf achten, ob dieser Mitarbeiter die notwendige Persönlichkeit mitbringt“, so Dresselhaus.
Abschließend pointierte Dresselhaus einige Fallstricke des interkulturellen Austauschs. So sollte jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer selbstverständlich darauf vorbereitet sein, dass in vielen Ländern, auch im Geschäftsleben, das „du“ obligatorisch ist. Geschäftliche Verhandlungen im ostasiatischen Raum sind hingegen mit besonderer Vorsicht zu handhaben. Ein sehr direktes „Nein“ sollte tunlichst vermieden werden. Gefragt sind hier Geschick und Kompromissbereitschaft, damit der gegenüber in der Verhandlung nicht sein „Gesicht verliere“.
In der abschließenden Fragerunde ging Dresselhaus u.a. noch einmal auf das Thema Compliance ein, welches ihn insbesondere in außereuropäischen Geschäftsbeziehungen umtreibt. „In vielen Ländern haben Sie ein anderes Verständnis von Compliance. Auch wir haben hierunter schon zu leiden gehabt, als einer unserer Wettbewerber viele Aufträge durch unlautere Methoden bekam“, so Dresselhaus.