Lernen und Arbeiten im Wandel - Neue Anforderungen an die Raumakustik in Büro- und Schulbau

In der langen Reihe all der wichtigen Gestaltungkriterien, die Wohlbefinden, Konzentrationsfähigkeit, Sozialverhalten, Gesundheit und Motivation fördern sollen, müssen Ruhe und gutes Verstehen für den Planer zum wichtigsten Merkmal werden – das gilt für die Schule wie für den Büroarbeitsplatz. Das geschieht neben anderen raumakustischen Maßnahmen insbesondere durch Realisierung kurzer Nachhallzeiten mittels ausreichender Schallabsorptionsflächen. Bei sinnvoller Positionierung der Absorber werden störende Echoeffekte verhindert, ohne dabei brauchbare Reflexionsflächen auszuschalten. Zudem unterbleibt Untersuchungen zufolge das beschriebene Hochschrauben des Pegels über den Tag. Vieles ist schon lange bekannt, wurde aber in der Vergangenheit zuweilen gerne aus Kostengründen ignoriert –zugunsten optischer oder energetischer Highlights, die augenfälliger und werbewirksamer sind als die unsichtbare Akustik, die in ihrer Qualität weder in einem Energieausweis noch bei der Betriebskostenabrechnung zu Tage tritt. Die Einführung der Nutzungsart „Unterricht Inklusion“ in E DIN 18041 zementiert nun aber die Notwendigkeit sehr guter raumakustischer Verhältnisse in modernen Klassenzimmern. Auch Schulmensen und Spielräume in Kindertagesstätten sind großzügig mit Absorptionsmaßnahmen zu bedenken. Die Neufassungen der DIN EN ISO 3382-3 und E VDI 2569 sind als Antwort zu neusten Studien zur kognitiven Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz zu werten. Zusätzliche Kennwerte zur Beurteilung der raumakustischen Qualität in Büros, die weit über das altgediente Kriterium der Nachhallzeit hinausgehen, werden von Architekten und Innenarchitekten Umdenken bei Grundrisslösungen und Raumakustikmaßnahmen bewirken, aber auch Akustikern zusätzliche Mess- und Simulationsaufgaben mit sich bringen. Dennoch: es liegt in der Hand des verantwortungsvollen Planers, Beraters und Bauherren, das Bewusstsein für raumakustische Attribute in Bildungs- und Arbeitsstätten zu wecken und dementsprechend Tatsachen zu schaffen. Ergonomische Konditionen liefern den wichtigen Rahmen für Leistungsfähigkeit und Freude am Lernen und Arbeiten.