Neue Info-Reihe: Wärmedämmeigenschaften der Gebäudehülle

Am 01. Juni 2018 beginnt eine neue Informationsreihe zum Thema "Wärmedämmeigenschaften der Gebäudehülle". In sieben spannenden Artikeln beschäftigt sich unsere Mitarbeiterin Katharina Stünkel mit den politischen, gesetzlichen und anwendungsbezogenen Herausforderungen für Häuslebauer und -sanierer.

Klima- und energiepolitisches Ziele der Bundesrepublik - Teil 1

Zur Senkung der Treibhausgasemissionen und Nutzung alternativer Energieressourcen hat die Bundesregierung in ihren Beschlüssen zu der zukünftigen Klima- und Energiepolitik den Jahren 2010-2011 zwei Säulen identifiziert, auf denen ein nachhaltiges Energiesystem münzt: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik zielt auf die Reduktion von Treibhausgasen und die Förderung von nachwachsenden und/oder unendlichen Rohstoffen und Ressourcen zum Einsatz als Primärenergieträger ab. Bis zum Jahr 2020 sollen die Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) um 40% und bis zum Jahr 2030 um 55% gegenüber 1990 gesenkt werden.

Bei der Verbrennung von Kohle, Gas oder Öl wird u.a. das Treibhausgas CO2 freigesetzt. Dieses ist u.a. mit für die klimatischen Veränderungen verantwortlich. Dazu gehören: der Anstieg des Meeresspiegels, die extreme Veränderung des Wetters (Stürme, Überflutungen, Dürren) und die Luftverschmutzung. Hinzu kommt, dass Kohle, Gas und Öl endliche Rohstoffe sind, d.h. sie können nicht „nachwachsen“. Wenn sich diese Reserven dem Ende nähern muss man mit starken Preissteigungen für die Ressourcen rechnen.

Das globale Ölfördermaximum (Peak-Oil-Theorie vom Geologen und BP-Ölxperten Marion King Hubbert) schwankt zwar in seinen Aussagen aufgrund der schwierigen Einsicht in die tatsächlichen Ölreserven, präsentiert jedoch ein klares Bild: Ölreserven sind endlich sind. Derzeit gibt es Schätzungen, die den weltweiten Förderhöhepunkt für Öl auf 2035 datieren. In der Nordsee war dieser Höhepunkt bereits in den 1990er erreicht. Mittlerweile gibt es dort keine nennenswerten Rohöl-Fördermengen mehr.
Die Erschließung nicht-konventioneller Lagerstätten für Erdgas und Erdöl mit Hilfe von Fracking ist eine umstrittene und vielseitig diskutierte Möglichkeit die Reserven aufzustocken. Schwierigkeiten bei dieser Form der Erschließung neuer Vorkommen bereite die Bemessung von tatsächlichen Vorkommen in unkonventionellen Lagerstätten. Das Beispiel „Polen“ verdeutlicht die schwierige Kalkulierbarkeit von tatsächlichen Vorkommen: „Die durch Fracking erwartete Fördermenge fällt viel geringer aus als zunächst berechnet“ sagt der polnische Geologe Hubert Kiersnowski vom polnisch-staatlichen Geologischen Institut. Die Bundesregierung lehnt Fracking für nicht-konventionelle Lagerstätten ab, da diese Methode das Grundwasser verunreinigen könne und Unsicherheiten im Umgang mit den benötigten Chemikalien und der Entsorgung des Abwassers bestehen. Deutschlands Klimapolitik fördert daher eher den Einsatz von Wind- und Wasserkraft oder der solaren Energie.

Trotz der Förderung erneuerbarer Energien wird Deutschland, nach Aussage des Bundesumweltministeriums, die gesteckten Ziele für 2020 nicht mehr erreichen. Experten vermuten sogar, dass das Ziel bis 2030 55% CO2 gegenüber 1990 zu senken, ebenfalls nicht mehr gehalten wird. Grund dafür ist, dass die Regierung sich nur schwer von der Kohlekraft trennen kann und den Ausbau dieser Energieform weiter fördert. In den Sondierungsgesprächen haben sich CDU und SPD darauf geeinigt, das Klimaziel zur Reduktion der CO2-Emissionen für 2020, welches sie sich 2007 auferlegt hatten, zu verwerfen.

Innerhalb der Klima- und Energiepolitik kommt dem Gebäudebereich eine Schlüsselfunktion zu:

  • Neben dem Verkehr und der Industrie tragen Gebäude entscheidend zu den CO2-Emissionen bei. Gebäude benötigen Energie um dem heutigen Standard zu genügen. Im Wohngebäudebereich betrifft das vor allem Energie zum Heizen, Lüften, Bereitstellen von Trinkwarmwasser und ggf. zum Kühlen. Da rund 35% des Endenergieverbrauchs in Deutschland und rund ein Drittel der Kohlenstoffdioxidemissionen auf Gebäude entfallen, soll bis zum Jahr 2050 ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden.
  • Der hohe Energiebedarf in Gebäuden und der fortschreitende Klimawandel hat den Gesetzgeber dazu bewogen, 1976 das Energieeinspargesetz (EnEG) und, in der Folge, Wärmeschutzverordnungen zu erlassen. Ein wichtiges Instrument der derzeitigen deutschen Energie- und Klimapolitik ist die EnEV (Energieeinsparverordnung). Die erste Fassung trat 2002 in Kraft und löste die Wärmeschutzverordnung und die Heizungsanlagen-Verordnung ab. Ein wesentliches Ziel der Energieeinsparverordnung ist, den Energieverbrauch von Neu- und Altbauten zu reduzieren. Bis 2050 soll ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden.
  • Die EnEV stellt dazu Anforderungen an den Wärmeschutz, an heizungs- und kältetechnische Anlagen, an Trinkwarmwasseranlagen und an den nicht erneuerbaren Anteil des Primärenergiebedarfs von Gebäuden. Derzeit gilt die Energieeinsparverordnung EnEV mit der Verschärfung 2016 in Verbindung mit dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG).

Die EnEV konzentriert sich sowohl auf Neubauten als auch auf Bestandsgebäude. Ein wichtiger Punkt den es gilt zu beachten, stellen die Nachrüstverpflichtungen für Bestandsgebäude dar. Jeder, der nach dem 01.02.2002 ein Haus gekauft hat, muss unter anderem seine Heizung austauschen, wenn diese älter als 30 Jahre ist (ausgenommen sind Niedertemperatur- und Brennwertkessel). Zusätzlich müssen sichtbare, ungedämmte Heiz- und Warmwasserleitungen und Armaturen im unbeheizten Raum gedämmt werden. Auch die oberste Geschossdecke oder das Dach sind, wenn sie nicht dem Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2: 2013-02 entsprechen, zu dämmen. Dabei darf der Wärmedurchgangskoeefizient (U-Wert) der obersten Geschossdecke bzw. des Daches 0,24 W/m2K nicht überschreiten. Des Weiteren ist es Pflicht einen Energieausweis bei Vermietung oder Verkauf einer Immobilie vorzulegen.

Im Zuge der Klimapolitik Deutschlands könnte es zu weiteren Verschärfungen der EnEV kommen, um den gesteckten Energie- und Klimazielen gerecht zu werden. Daher ist es sinnvoll, sich schon jetzt mit der adäquaten Dämmung seiner Gebäudehülle auseinanderzusetzen und sich nicht nur auf das Nötigste zu beschränken.

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