Smart Country Storage - Energieversorgung im ländlichen Raum
Angesichts der steigenden Urbanisierung ist die Zukunft des ländlichen Raumes ein sehr aktuelles und spannendes Thema, welches seitens Politik und Forschung immer weiter in den Fokus rückt. Auch während des Besuchs von Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt in Steinheim (Kreis Höxter) wurde das Leben auf dem Land und dessen Potential diskutiert. Innerhalb des Modellvorhabens „Land(auf)Schwung“ setzt das Projekt „Smart Country Storage“, unter der Leitung von Prof. Johannes Üpping, direkt an einer Zukunft auf dem Land an.
Vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise forscht Üpping in seinem Projekt zu lokalen, elektrischen Energiespeichern im Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgung im ländlichen Raum. Ziel ist es, die Machbarkeit eines Speichersystems auf Basis eines simulierten Speichereinsatzes zu überprüfen. Im Idealfall soll langfristig ein interkommunal übertragbares Versorgungskonzept außerhalb der Stadt bereitgestellt werden. Im Beisein des Bundesministers wurde Üpping für dieses Vorhaben nun der Förderbescheid überreicht.
Reduzierte Energiepreise durch einen Smart Country Storage
In der Modellregion Hagedorn im Kreis Höxter wird Üpping sein Konzept einer gemeinschaftlichen Energiespeicherung und -nutzung testen. Für eine bürgerseitige Teilnahme warb er bereits im Rahmen einer ersten Informationsveranstaltung am 23. März 2017 in Hagedorn. Hier nahm auch Bürgermeister Carsten Torke, als Vertreter des Projektpartners Stadt Steinheim, teil. Ein weiter Partner sind die BeSte Stadtwerke als lokaler Energielieferant der Stadt Steinheim.
Auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Ausbau der Stromversorgung mit Wind oder Sonne ist die Installation einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf dem eigenen Hausdach heute noch attraktiv. Mit Stand März 2017 profitiert bereits ein Teil der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Hagedorn finanziell von den EEG-Einspeiseregelungen. Nach Auslaufen der EEG-Förderung werden die PV-Anlagen jedoch nicht länger subventioniert. So ergeben sich insbesondere für Privatpersonen attraktive Möglichkeiten der eigenen (autarken) Stromerzeugung, -nutzung sowie dessen Veräußerung auf dem Strommarkt. Dies hat nicht nur Konsequenzen für PV-Anlagenbesitzer, sondern könnte insbesondere für Nicht-Besitzer solcher Anlagen attraktiv werden. Ein Smart Country Storage zur Energiespeicherung und -bereitstellung könnte hierfür die Lösung sein.
Intelligente Energiekonzepte im ländlichen Raum
Eine gemeinschaftliche Energiespeicherung und -nutzung kann eine sinnvolle Anschlussnutzung darstellen, indem lokale Stromspeicher elektrische Energie zu einem günstigeren Preis als der übliche Marktpreis pro kWh an Privatpersonen verkauft wird. Strombedarf und -verbrauch werden hierbei mittels Smart-Meter gemessen. Für die Modellregion bedeutet dies, dass die Anlage eigenständig feststellt, wann ein erhöhter Strombedarf in Hagedorn vorliegt und Strom aus dem lokalen Speicher abgerufen werden muss. Gleichzeitig erkennt das Smart-Meter eine geringe lokale Stromnachfrage und bietet in Folge des Stromüberschusses diesen zum Verkauf auf dem Strommarkt an. So können sowohl Betreiber und Nicht-Betreiber von PV-Anlagen um mehr als die Hälfte ihrer Stromkosten einsparen.
Die Modellregion Hagedorn hat durch die Projektteilnahme die Möglichkeit, ein innovatives Konzept zur lokalen Energiespeicherung zu begleiten und langfristig eine Vorreiterrolle im Bereich der nachhaltigen Energieversorgung in ländlichen Gebieten einzunehmen.
Mit seinen rund 47 Millionen Bewohnern macht der ländliche Raum knapp 90 Prozent der Fläche Deutschlands aus. Insgesamt erwirtschaftet dieser mehr als 60 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Das Modellvorhaben „Land(auf)Schwung" ist ein von dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördertes Projekt mit dem Ziel, die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Daseinsvorsoge zu sichern. Hierbei können insgesamt 13 Regionen in ganz Deutschland jeweils ihre Region als Experimentierfeld zur Erprobung individueller und innovativer Lösungskonzepte für die Zukunft erproben.